Tanzlehrer-Verband ist gegen Nachwuchs-Werbeaktion
Der Österreichische TanzSport-Verband, ÖTSV, hat mit Unterstützung des Bundeskanzleramts (Sektion Sport) seinen Tanzsport-Vereinen eine subventionierte Werbeaktion ermöglicht, damit diese Vereine jugendlichen Nachwuchs für den Sport begeistern können. (Siehe News-Eintrag vom 12.1.06)
Bei den Durchführungsmodalitäten dieses Projekts empfiehlt der ÖTSV ausdrücklich seinen Mitgliedsvereinen dabei mit einer Tanzschule zu kooperieren.
Beim jährlichen bilateralen Treffen zwischen TanzSport-Verband und Tanzlehrer-Verband am 20. Dezember 2005 informierte ÖTSV-Präsident
Nun erreichte ein Brief des Verbandes der Tanzlehrer Österreichs den ÖTSV. Der Brief ist gezeichnet von Wolfgang Wagner und Dipl.-VW. Ference Polai.
In diesem Brief wird massiv gegen diese Nachwuchs-Aktion protestiert.
Jeder Leser ist eingeladen, sich ein eigens Bild über Gedankengut und Inhalt dieses Protestschreibens zu machen. Wörtliche Zitate aus diesem Brief sind hier in Anführungszeichen und kursiv wiedergegeben.
Wolfgang Wagner und Dipl.-VW. Ference Polai schreiben namens des Verbandes der Tanzlehrer Österreichs:
- Sie wurden angeblich nicht über diese Aktion informiert.
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„Der Großteil der Nachwuchsarbeit wird von den Tanzschulen in ihren Grundkursen betrieben.“ Die Tanzschulen haben „bis dato immer noch ihre Schüler nach Absolvierung der Leistungsniveaus Goldstar und Hobbyklasse, immer auch gleich an die Tanzsportclubs überführt…“
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„…die entscheidende Ausbildungsphase …ist sinnvollerweise nur in einer Tanzschule….durchzuführen.“
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TanzSport-Training in Räumlichkeiten einer Schule, „Gymnasium, Handelsakademie oder welcher Schule auch immer“, ist nicht sinnvoll, da diese Räume durch „Aufladung“ „mit schulischen Erlebnissen nicht automatisch positiv besetzt sind“.
(Anmerkung der Internet-Redaktion: Wir distanzieren uns mit der im Mediengesetz geforderten Deutlichkeit von dieser Unterstellung des Tanzlehrer-Verbandes, dass die Schüler grundsätzlich negative Erlebnisse in Österreichs Schulen haben und die Räumlichkeiten der österreichischen Schulen daher negative Gefühle bei den Schülern hervorrufen.)
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„Tanzen und TanzSport ist ohne Benehmen nicht denkbar“. Diese Ebene ist mit dem „Gesellschaftszertifikat für Lebenskultur“ abgedeckt, das man nur in den Tanzschulen erhält. Daher darf nur in Tanzschulen der TanzSport-Nachwuchs trainiert werden.
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Diese vom Bundeskanzleramt (Sektion Sport) geförderte Aktion für Sport schon von Kindheit und Jugend an, „…gefährdet letztendlich die Existenz von vielen Tanzschulen und Tanzlehrern…“
Der Präsident des ÖTSV,
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Zunächst erinnert
Hermann Götz daran, dass beim bilateralen Gespräch am 20. Dezember 2005 Wolfgang Wagner und Dipl.-VW Ferenc Polai von dieser Nachwuchs-Werbeaktion vom ÖTSV sehr wohl unterrichtet wurden. -
Die Nachwuchsarbeit für jeden Sport, also auch für den TanzSport, kann nur mit dafür an der Sportakademie/Bundesanstalt für Leibeserziehung staatlich ausgebildeten Sporttrainern erfolgen.
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Das Interesse für das Tanzen kann in einer Tanzschule geweckt werden.
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Ein Hinführen zum TanzSport durch Tanzschulen ist vom „Goodwill“ der/des jeweiligen Tanzschule/Tanzlehrers abhängig. Dieses Hinführen zum TanzSport erfolgt jedoch de facto leider kaum, bis gar nicht. Die jährlich 100.000 Absolventen der Tanzschulen stehen in krassem Missverhältnis zu der verschwindend kleinen Zahl jener, die von den Tanzschulen zum TanzSport geschickt werden. Daher müssen sich die ÖTSV - Mitglieds-Sportvereine selbst um Nachwuchs-Werbung bemühen.
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Als Repräsentant einer anerkannten Sportart der Österreichischen Bundes-Sportorganisation ist der ÖTSV und seine Mitglieds-Sportvereine aufgerufen, so früh wie möglich die Sportart TanzSport an Kinder, Schüler und Jugendliche heranzubringen.
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Die Kooperation Schule & Sportverein wird von der Österreichischen Bundessport-Organisation forciert. Daher ist es obsolet, dass der Tanzlehrerverband diese Kooperation nicht gut heißt und sogar verhindern will.
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Dass diese Nachwuchs- Aktion die Existenz von vielen Tanzschulen und Tanzlehrern gefährden soll, lässt
Hermann Götz bewusst unkommentiert (über 100.000 Tanzschulabsolventen jährlich, im Vergleich zu rd. 4.500 registrierten aktiven TanzSportlern des ÖTSV in allen Altersklassen). -
Ausgebildete TanzSport -Trainerinnen und Trainer haben auch einen Anspruch darauf, ihren Beruf auszuüben.
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Vom PTVÖ ausgestellte „ Lizenzen“, die es erlauben Unterricht „für Amateure“ zu erteilen, ohne die dafür vorgesehene staatliche Ausbildung zum Lehrwart oder Trainer an der Sportakademie/Bundesanstalt für Leibeserziehung absolviert zu haben, verstoßen gegen die österreichische Sportgesetzgebung sowie gegen die Interessen des TanzSports und der staatlich ausgebildeten Trainer.
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Der TanzSport wird weltweit durch die International DanceSport Federation, IDSF, koordiniert. Die IDSF ist der Repräsentant für TanzSport im Internationalen Olympischen Komitee, IOC. Weltmeisterschaften werden in Altersklassen der Schüler (12-15 Jahre) und Jugend (16-18 Jahre) abgehalten. Woher soll der Österreichische TanzSport diese Sportler nehmen, wenn er nicht selbst Nachwuchs anwerben dürfe?!
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Abschließend hielt
Hermann Götz fest, dass er von einigen Tanzschulen in Wien, Oberösterreich und der Steiermark schon schriftlich positive Rückmeldungen über diese Aktion erhalten hat, sowie Angebote über eine Zusammenarbeit.
News: ÖTSV allgemein